Schnittschutzstiefel kaufen – sicher arbeiten mit der Kettensäge
Bei Arbeiten mit scharfen Gartenwerkzeugen, wie z. B. der Kettensäge, sind die unteren Extremitäten einem besonders hohen Verletzungsrisiko ausgesetzt. Zur einer soliden persönlichen Schutzausrüstung gehören deswegen neben einer Schnittschutzhose auch hochwertige Schnittschutzstiefel, die Füße und Knöchel vor Schnittverletzungen schützen.

Schnittschutzstiefel sind Teil der Persönlichen Schutzausrüstung für Forstwirte (PSA-Forst) und müssen speziellen Anforderungen hinsichtlich der verwendeten Materialien, der Verarbeitung und der technischen Ausstattung genügen.
Wer im Garten regelmäßig mit der Kettensäge arbeitet, sollte auf Schnittschutzstiefel setzen, die den gesetzlichen Vorgaben und Normen entsprechen und idealerweise vom KWF auf ihre Funktionalität getestet wurden. Diese bieten den optimalen Schutz beim Holzmachen oder Baumpflegearbeiten mit der Motorsäge.
Klassifikationen und Zertifizierungen von Schnittschutzstiefeln
Um den Vorgaben für Arbeitssicherheit zu entsprechen, müssen Schnittschutzstiefel mehrere europäische DIN-Normen erfüllen. Die wichtigste Klassifizierung erfolgt in der EN ISO 20345, die umfangreichen Angaben zur Schnittschutzklasse, Sicherheitsklasse und weiteren technischen Ausstattung enthält.
Die EN ISO 20345 löste im Jahr 2012 die alte EN 345 ab. Sie wird von einigen Herstellern jedoch immer noch verwendet.
Schnittschutzklassen
Die Schnittschutzklasse gibt an, mit welcher Rotationsgeschwindigkeit eine laufende Kettensäge vom verwendeten Material abgebremst werden kann. Die Angaben beziehen sich auf eine auslaufende Motorsäge; der Schutz ist entsprechend nicht vollständig gegeben, wenn das Gerät mit Vollgas betrieben wird.
Die Angabe der Schnittschutzklasse erfolgt in fünf verschiedenen Kategorien und wird geregelt in der DIN EN 381 (Schutzkleidung für die Benutzer von handgeführten Kettensägen):
- Schnittschutzklasse 0: 16 m/s
- Schnittschutzklasse 1: 20 m/s
- Schnittschutzklasse 2: 24 m/s
- Schnittschutzklasse 3: 28 m/s
- Schnittschutzklasse 4: 32 m/s
Sicherheitsklassen
Mit der Sicherheitsklasse werden weitere Eigenschaften des Schnittschutzstiefels klassifiziert, die zu einer erhöhten Arbeitssicherheit beitragen. Genau wie bei Arbeitsschuhen werden sieben Einstufungen unterschieden:
- SB: Schuhe aus Leder, Polymeren oder Gummi, rutschhemmende Sohle, Zehenschutzkappe
- S1: Geschlossene Ferse, antistatische Sohle, Energieaufnahme im Fersenbereich, Zehenkappe mit 200 J, Öl- und Benzinbeständig
- S1P: Entspricht S1 mit zusätzlicher durchtrittsicherer Sohle
- S2: Entspricht S1 mit zusätzlicher Wasserdichtigkeit
- S3: Entspricht S2 mit zusätzlicher profilierter Laufsohle und Durchtrittsicherheit
- S4: Entspricht S2 mit hoher Wasserdichtigkeit
- S5: Entsprich S3 mit hoher Durchtrittsicherheit und hoher Wasserdichtigkeit
Zusatzanforderungen an Schnittschutzstiefel
Verfügen Schnittschutzstiefel über zusätzliche Eigenschaften, werden sie zusätzlich zur Sicherheitsklasse mit weiteren Kennzahlen belegt:
- A: antistatisch
- CI: Kälteisolierung
- CR: Schnittfestigkeit
- E: Energieaufnahme im Fersenbereich (Entlastung der Knie- und Fußgelenke)
- CI: Kälteisolierung
- CR: schnittfester Schaft
- FO: öl- und kraftstoffbeständige Sohle
- HI: Wärmeisolierung
- HRO: hitzebeständig gegen Kontaktwärme
- M: Schutz der Mittelfußknochen
- P: durchtrittsichere Sohle
- SRC: Rutschhemmung
- WR: wasserabweisendes Material (gesamter Schuh)
- WRU: Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme im Schaft (mind. 60 Minuten lang wasserdicht, nach 90 Minuten höchstens 2 Gramm Wasseraufnahme)
Spezialschutz gegen Kettensägen
Die speziellen Anforderungen für den Schnittschutz sind in der DIN EN ISO 17249 festgehalten. Die Persönliche Schutzausrüstung für Forstwirte (PSA-Forst) umfasst neben einem Schutz- bzw. Forsthelm, Gehörschutz, Arbeits– und Schnittschutzhandschuhen und Schnittschutzhose auch Schnittschutzstiefel, die spezielle Eigenschaften aufweisen müssen, um diese Norm zu erfüllen.

Alle Schnittschutzstiefel müssen zunächst der DIN EN 20345 entsprechen, über eine Schaftlänge von mind. 19,5 cm verfügen und darüber hinaus weitere Eigenschaften aufweisen. Zu diesen gehören etwa die spezielle Form des Schnittschutzstiefels sowie seine Konstruktion und Verarbeitung sowie die entsprechende Kennzeichnung mit dem Kettensägen-Symbol.
KWF-Zertifizierung von Schnittschutzstiefeln
Das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) gilt in Deutschland und Europa als Kompetenzzentrum für die Gebrauchswertprüfung von forsttechnischen Arbeitsmitteln.
Der eingetragene Verein unterzieht Schnittschutzstiefel und Sicherheitskleidung einer genauen Prüfung mit umfangreichen Standards. Zu den Prüfbereichen gehören unter anderem die Ergonomie, die Umweltverträglichkeit, die Wirtschaftlichkeit und die Berücksichtigung des aktuellen Stands der Technik.
Produkte, die den hohen Anforderungen des KWF genügen können, werden mit einem Prüfzeichen ausgezeichnet. Auch Praxisumfragen und praktische Einsatzprüfungen fließen in das Ergebnis mit ein.
Seit dem Jahr 2010 wird das KWF-Kennzeichen in zwei verschiedenen Ausführungen vergeben:
- KWF-Standard: Kennzeichnung für Produkte, die sich an Privatanwender richten
- KWF-Profi: Kennzeichnung für Produkte, deren Anforderungen auch professionellen Einsatzzwecken gerecht werden
Die KWF-Zertifizierung ist keine notwendige Prüfung im Sinne der gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitssicherheit. Schnittschutzstiefel, die über das KWF-Kennzeichen verfügen, erfüllen jedoch in hohem Maße den Qualitätsanforderungen des Kuratoriums, sodass sie als besonders qualitativ hochwertig und sicher gelten.
Im privaten Umfeld benötigen Gärtner sicher nicht immer eine Vollausstattung höchster Qualitätsstufe und mit Zertifizierung. Dennoch sollte man sich bei Holzarbeiten oder bei der Arbeit mit der Kettensäge auf die persönliche Schutzkleidung verlassen können. Vorgeschrieben sind zertifizierte Schnittschutzstiefel nicht, empfehlenswert jedoch in jedem Fall.
Obermaterial, Zehenkappe und Sohle
Als Obermaterial kommt bei hochwertigen Schnittschutz-Schnürstiefeln Glatt- oder Nubukleder zum Einsatz. Schnittschutz-Gummistiefel sind dagegen meist aus Nitril oder Naturkautschuk gefertigt.
Schnittschutz-Gummistiefel haben den Vorteil, dass sie deutlich beständiger gegen eindringende Feuchtigkeit sind und sich leichter reinigen lassen. Ihr Tragekomfort ist jedoch nicht so hoch wie der von Schnittschutz-Schnürstiefeln aus Leder. Schnittschutz-Gummistiefel sind außerdem etwas günstiger in der Anschaffung und nicht so warm wie die geschnürten Modelle.
Vorteile von Schnittschutz-Gummistiefeln:
- günstiger Anschaffungspreis
- gut für die warme Jahreszeit geeignet (ungefüttert)
- sehr wasserdicht
- leicht zu reinigen
- für Gelegenheitsnutzer geeignet
Vorteile von Schnittschutz-Schnürstiefeln
- guter Halt im Gelände
- reduziertes Schwitzen im Vergleich mit Gummistiefeln
- gute Passform durch Schnürung
- warmes Fußklima im Winter
- für längere Einsatzzeiten geeignet
- bequemer Tragekomfort
Alle Schnittschutzstiefel, die den Anforderungen der DIN EN ISO 20345 entsprechen, sind mit einer Zehenschutzkappe ausgestattet. Diese muss einer Druckkraft von max. 200 Joule standhalten können. Dies entspricht beispielsweise einem fallenden Gewicht von 20 kg aus einer Fallhöhe von 1 Meter.
Die Zehenschutzkappe ist häufig aus Stahl gefertigt und wird deswegen umgangssprachlich als Stahlkappe bezeichnet. Weitere Materialien für die Zehenschutzkappe sind Aluminium (40% leichter als Stahl) und Verbundstoffe aus Kunstharzen (für metallfreie Schuhe).
Für die Fertigung der Innensohle wird in der Regel Gummi bzw. eine Gummimischung eingesetzt, die für einen sicheren Stand und rutschfeste Eigenschaften sorgt. Die Laufsohle von Schnittschutzstiefeln ist idealerweise (stark) profiliert, sodass die Rutschsicherheit bei allen Witterungs- und Geländeverhältnissen gegeben ist.

Soll die Laufsohle über weitere Eigenschaften verfügen, muss man beim Kauf auf die entsprechenden Hinweise für die Zusatzanforderungen achten. Schnittschutzstiefel der Sicherheitsklassen 3 und 5 verfügen beispielsweise über eine hohe bzw. sehr hohe Durchtrittsicherheit.
Schnittschutzstiefel der Sicherheitsklassen 1 bis 5 sind außerdem mit einer antistatischen Sohle ausgestattet.
Passform, Komfort und Innenfutter von Schnittschutzstiefeln
Die Passform ist neben der Konformität mit den Sicherheitsklassen eines der wichtigsten Kaufkriterien. Nur ein gut sitzender Schnittschutzstiefel bietet einen hohen Tragekomfort und den notwendigen Schutz in jedem Gelände.
Besonders bei Schnittschutz-Gummistiefeln muss auf die Passform geachtet werden, da diese häufig größer ausfallen, als vom Hersteller angegeben. Im Vergleich mit Schnittschutz-Schnürstiefeln aus Leder haben sie außerdem den Nachteil, dass sich die Weite nicht an den eigenen Fuß anpassen lässt und sich das Material weniger anschmiegt.

Wichtig ist auch die Passform in Kombination mit einer Schnittschutzhose.
Diese wird bei Schnittschutzstiefeln in der Regel über dem Schuh getragen. Wer sich für Schnittschutz-Gummistiefel entscheidet, steckt die Hose üblicherweise in die Stiefel. Bei schmalen Schaftweiten und/ oder starken Waden kann diese Trageweise jedoch zu einer Herausforderung werden.
Eine erhöhte Sicherheit erhält man bei in den Stiefeln getragenen Schnittschutzhosen, wie es bei Gummistiefeln häufig der Fall ist. Auch beim Abrutschen im Gelände sind die Unterschenkel so mit größerer Wahrscheinlichkeit vom Stiefelschaft oder von der Schnittschutzhose bedeckt.
Beim Tragekomfort haben Schnittschutz-Schnürstiefel aus Leder die größeren Vorteile. Durch die Schnürung und das anschmiegsamere Material sind diese Modelle in der Regel bequemer im Tragekomfort und eignen sich auch für Einsätze, die mit längeren Fußwegen oder langen Arbeitszeiten verbunden sind.

Bei Gartenflächen in Hanglage bieten geschnürte Schnittschutzstiefel zudem eine hohe Stabilität im Bereich der Knöchel und können so verhindern, dass man im unwegsamen Gelände umknickt.
Schnittschutz-Gummistiefel sind außerdem in der Regel nicht gefüttert und halten im Winter die Füße nicht ausreichend warm. Hier ist es wichtig, dicke Socken oder spezielle Gummistiefel-Einlagen zu verwenden. Im Sommer hingegen können schwere Schnittschutzstiefel aus Leder schnell zu warm werden. In der Regel bieten sie dennoch ein gutes Klima ohne übermäßiges Schwitzen, weil das Naturmaterial atmungsaktiv ist.
Zur Wasserdichtigkeit und Kälteisolierung trägt bei Leder-Schnittschutzstiefeln auch das Innenfutter bei. Hier kommen Materialien wie Gore-Tex oder Cordura zum Einsatz, die über wasserdichte und atmungsaktive Eigenschaften verfügen.