Kirschlorbeer verboten

Ist Kirschlorbeer verboten?

Aktualisiert am: 15.05.2025

Man sieht ihn fast überall: glänzende Blätter, dichter Wuchs, immergrün – der Kirschlorbeer (auch Lorbeerkirsche genannt) ist aus vielen Gärten kaum wegzudenken. Doch während er als pflegeleichte Heckenpflanze beliebt ist, wird er gleichzeitig immer öfter kritisch betrachtet. Die Frage, ob Kirschlorbeer sogar verboten werden sollte, taucht inzwischen regelmäßig auf. Wer sich näher mit dem Thema beschäftigt, merkt schnell: Es geht nicht nur um Geschmack oder Gartengestaltung.

Was sind invasive Pflanzen?

Invasive Pflanzen breiten sich stark aus, ohne dass sie dabei natürliche Gegenspieler bremsen. Sie stammen meist nicht aus der Region, in der sie wachsen, und können heimische Arten verdrängen. Das klingt zunächst harmlos, führt aber oft dazu, dass die Vielfalt an Pflanzen und Tieren stark abnimmt. Besonders dort, wo diese Arten stabile Lebensräume zerstören, hat das langfristige Folgen – auch für Böden, Insekten, Vögel und letztlich den gesamten Naturhaushalt.

Ein paar besonders problematische Beispiele zeigen, wie gravierend das werden kann:

  • Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica): Wächst rasant, durchbricht sogar Asphalt und verdrängt alles, was neben ihm wachsen will.

  • Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera): Verbreitet sich explosionsartig entlang von Flussufern und macht heimischen Pflanzen keinen Platz mehr.

  • Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum): Sieht eindrucksvoll aus, verursacht aber schwere Hautreaktionen bei Berührung und bedroht Uferbereiche.

Diese Arten stehen auf schwarzen Listen und sind in vielen Regionen verboten oder dürfen nicht mehr neu gepflanzt werden.

Der Kirschlorbeer (oft Prunus laurocerasus) fällt rechtlich noch nicht überall in diese Kategorie, wird aber zunehmend kritisch eingestuft. Warum das so ist, zeigt sich, wenn man genauer hinschaut.

Problematischer Kirschlorbeer

Wenn von Kirschlorbeer die Rede ist, ist fast immer Prunus laurocerasus gemeint – eine immergrüne Pflanze aus der Familie der Rosengewächse, ursprünglich aus Kleinasien und dem östlichen Mittelmeerraum. Mit Lorbeer hat sie botanisch nichts zu tun, der Name bezieht sich nur auf das ähnliche Aussehen der Blätter.

„Invasiv“ bedeutet, dass sich eine Pflanze außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets stark ausbreitet und dabei einheimische Arten zurückdrängt. Genau das wird dem Kirschlorbeer in bestimmten Regionen inzwischen zum Verhängnis.

Hier einige Punkte, die zeigen, warum der Kirschlorbeer – besonders in naturnahen oder waldnahen Bereichen – problematisch sein kann:

  • Er bildet dichte, schattige Hecken, unter denen kaum Licht auf den Boden fällt. Viele Wildpflanzen haben dort keine Chance mehr zu keimen.

  • Die Ausbreitung geschieht unkontrolliert. Vögel fressen die schwarzen Früchte und verbreiten die Samen über große Distanzen – auch in Wälder und Schutzgebiete.

  • Die Pflanze ist für die meisten Insekten uninteressant. Ihre Blüten bieten nur wenig Nahrung, ihre Blätter sind wegen ihrer Inhaltsstoffe kaum als Futterquelle geeignet.

  • Er ist sehr konkurrenzstark. In naturnahen Flächen kann er sich auf Kosten heimischer Gehölze durchsetzen, vor allem, wenn es keine Pflege gibt.

  • Die Blätter verrotten nur langsam. Sie verändern die Laubschicht am Boden und damit auch das Mikroklima im Boden udn die Lebensbedingungen für Bodenorganismen.

Was im Garten harmlos wirkt, kann also in der freien Landschaft langfristig Schaden anrichten. Besonders dort, wo der Mensch nicht regelmäßig eingreift, entwickelt sich der Kirschlorbeer schnell zur dominanten Art.

Vögel fressen die schwarzen Früchte und verbreiten die Kirschlorbeer-Samen über große Distanzen
Vögel fressen die schwarzen Früchte und verbreiten die Kirschlorbeer-Samen über große Distanzen

Die Schweiz hat den Kirschlorbeer bereits verboten

In der Schweiz hat man längst reagiert. Dort gilt der Kirschlorbeer in einigen Regionen offiziell als invasiver Neophyt – also als gebietsfremde Pflanze, die die heimische Natur gefährdet. In mehreren Kantonen ist das Anpflanzen mittlerweile untersagt oder wird zumindest stark eingeschränkt. Vor allem in der Nähe von Wäldern, Naturschutzgebieten und ökologisch sensiblen Zonen wird von seiner Verwendung abgeraten oder die Neupflanzung von Kirschlorbeer ist in diesen Regionen gesetzlich verboten.

Die Entscheidung gründet sich auf klare Beobachtungen: In der freien Landschaft breitet sich Prunus laurocerasus zunehmend aus, verdrängt Sträucher, Jungbäume und Wildpflanzen und behindert die natürliche Waldverjüngung. Besonders problematisch ist das in Gebieten, die sich selbst überlassen bleiben sollen, etwa in Waldreservaten oder extensiv gepflegten Flächen.

Mit dem Verbot folgt die Schweiz dem Vorsorgeprinzip: Lieber früh gegen eine potenziell schädliche Ausbreitung vorgehen, als später mit aufwendigen und teuren Maßnahmen nachsteuern zu müssen. Für Privatgärten mag das auf den ersten Blick streng wirken – aus ökologischer Sicht ist es jedoch nachvollziehbar.

Ist Kirschlorbeer in Deutschland verboten?

In Deutschland ist der Kirschlorbeer bislang nicht verboten. Weder auf Bundesebene noch durch eine flächendeckende Landesregelung gibt es ein offizielles Pflanzverbot. Das heißt: Du darfst ihn weiterhin kaufen, pflanzen und schneiden, ohne gegen geltendes Recht zu verstoßen. Trotzdem wird er vielerorts zunehmend kritisch gesehen – besonders von Naturschutzbehörden, Forstämtern und ökologisch arbeitenden Gärtnern.

Einzelne Kommunen und Umweltämter raten bereits aktiv vom Einsatz ab, vor allem in der Nähe von Wäldern, Naturschutzgebieten oder in öffentlichen Grünanlagen. In manchen Städten wird bei der Bepflanzung öffentlicher Flächen mittlerweile komplett auf Kirschlorbeer verzichtet. Diese Empfehlungen haben zwar keinen Gesetzescharakter, zeigen aber, in welche Richtung die Diskussion geht. Auch viele Kleingartenanlagen haben inzwischen in ihren Regelungen stehen, dass dort kein Kirschlorbeer gepflanzt werden darf.

Es gibt zudem Bestrebungen, die rechtliche Einstufung zu ändern. Der Kirschlorbeer steht unter Beobachtung, auch wenn er bisher nicht auf der EU-weiten Liste invasiver Arten geführt wird. Das liegt unter anderem daran, dass er sich nicht überall gleich stark ausbreitet – in manchen Regionen bleibt er brav im Garten, in anderen dringt er tief in naturnahe Lebensräume vor.

Wer heute Kirschlorbeer pflanzt, sollte sich also bewusst machen, dass dies nicht nur eine Frage des Geschmacks oder der Gartengestaltung ist. Rechtlich mag alles erlaubt sein – ökologisch sieht es oft anders aus.

Alternativen zur Lorbeerkirsche

Wenn du auf der Suche nach einer dichten, attraktiven Heckenpflanze bist, aber den ökologischen Schaden des Kirschlorbeers vermeiden willst, gibt es einige gute Alternativen. Zwar bringt keine davon exakt die gleichen Eigenschaften mit, aber viele bieten dafür andere Vorteile – zum Beispiel Nahrung für Insekten, Verträglichkeit mit heimischen Arten oder geringere Risiken für Umwelt und Gesundheit.

Bevor du dich entscheidest, lohnt sich ein genauer Blick auf Standort, gewünschte Wuchshöhe und Pflegeaufwand. Nicht jede Alternative ist immergrün oder wächst so schnell wie der Kirschlorbeer, aber oft sind die langfristigen Vorteile überzeugender.

Hier einige empfehlenswerte Alternativen:

  • Hainbuche (Carpinus betulus)
    Vorteile: Heimisch, robust, dichtwachsend, schnittverträglich.
    Nachteile: Nicht immergrün – im Winter bleibt oft nur braunes Laub hängen.

  • Rotbuche (Fagus sylvatica)
    Vorteile: Schöne Struktur, bleibt lange blickdicht durch trockenes Laub im Winter.
    Nachteile: Braucht etwas mehr Pflege beim Schnitt, anspruchsvoller im Boden.

  • Liguster (Ligustrum vulgare)
    Vorteile: Teilweise wintergrün, schnittfest, insektenfreundliche Blüten.
    Nachteile: Nicht ganz so blickdicht im Winter, giftige Beeren (vorsichtig bei Kindern).

  • Feldahorn (Acer campestre)
    Vorteile: Heimisch, extrem robust, gut schnittverträglich, ideal für Vogelschutz.
    Nachteile: Nicht immergrün, langsamere Entwicklung in den ersten Jahren.

  • Eibe (Taxus baccata)
    Vorteile: Immergrün, sehr langlebig, schnittfest, formbar.
    Nachteile: Giftig in allen Pflanzenteilen, vor allem für Haustiere und Kinder ungeeignet.

  • Schneeball (Viburnum opulus oder Viburnum tinus)
    Vorteile: Blütenreich, insektenfreundlich, teils wintergrün (z. B. V. tinus).
    Nachteile: Weniger blickdicht als klassische Hecken, langsamer Wuchs.

  • Stechpalme (Ilex aquifolium)
    Vorteile: Immergrün, heimisch, bietet Vögeln Schutz und Nahrung.
    Nachteile: Langsamer Wuchs, kann dornig sein.

Jede dieser Pflanzen bringt ihre Eigenheiten mit. Die Entscheidung hängt oft von der Umgebung ab: Willst du Vögeln und Insekten etwas bieten? Soll die Hecke auch im Winter dicht bleiben? Reicht es, wenn sie langsam wächst, dafür aber Jahrzehnte bleibt?

Wer bewusst pflanzt, kann mit etwas Geduld und Planung eine Hecke schaffen, die sowohl für den Garten als auch für die Natur ein Gewinn ist. Kirschlorbeer ist bequem – aber eben nicht alternativlos.

Fazit: Sollte man heute noch Kirschlorbeer neu anpflanzen?

Kirschlorbeer ist längst mehr als nur ein beliebter Lückenfüller in deutschen Gärten. Was oberflächlich pflegeleicht wirkt, bringt unter der Oberfläche gravierende Folgen für heimische Ökosysteme mit sich. Auch wenn er hierzulande noch nicht verboten ist, lohnt es sich, innezuhalten, bevor man ihn pflanzt. Wer auf Alternativen setzt, entscheidet sich nicht nur für mehr Vielfalt im eigenen Garten, sondern leistet auch einen Beitrag zum Schutz der natürlichen Umgebung. Und das beginnt oft schon bei der Wahl der richtigen Heckenpflanze.