Die Biene ist für die meisten Menschen seit ihrer Kindheit allgegenwärtig. Man trifft sie fast überall im Freien und auch im heimischen Garten an. Sie istTeil des alltäglichen Sprachgebrauchs geworden, egal ob es nun um die „Bienchen und Blümchen“ geht, ob jemand „fleißig wie eine Biene ist“ oder dass es irgendwo „zugeht wie im Bienenstock“. Es ist kein Wunder, dass die Biene so bekannt ist und so ein gutes Image hat: Sie ist so nützlich, wie kaum ein anderes Tier. Bienen produzieren nicht nur Honig. Die Honigbiene und ihre wilden Verwandten, die Wildbienen und Hummeln, sind auch unverzichtbar für die Blütenbestäubung. Dadurch sorgen sie nicht nur für biologische Vielfalt, sondern sind auch maßgeblich für gute Erträge in Obstbau und Landwirtschaft verantwortlich.
Leider haben es Bienen heute immer schwerer. Nicht nur Milben, Krankheiten und Pestizide machen ihnen zu schaffen und lassen die Zahl der Bienen sinken, es gibt in vielen Gärten auch immer weniger passende Futterangebote für die Honigbiene und die Wildbienen. Dabei lässt sich mit einfachen Mitteln ein bienenfreundlicher Garten gestalten. Mit praktischen Tipps und der Auswahl der richtigen Pflanzen finden Bienen das ganze Jahr über Nahrung und Wildbienen können in geeigneten Nisthilfen ihre Nester bauen.
Der Nutzen der Biene für die Natur
Durch das Bestäuben von Blüten tragen Bienen nicht nur zum Erhalt einer ökologischen Pflanzenvielfalt bei, sondern sorgen auch für den Schutz zahlreicher Tierarten, die sich von den Früchten der Pflanzen ernähren. Zudem sind Bienen für die Landwirtschaft unverzichtbar, steigern Ernteerträge und versorgen uns mit Honig. Für die Bestäubung einer Vielzahl von Wild- und Nutzpflanzen spielen nicht nur Honigbienen, sondern auch Wildbienen und andere Insekten eine wichtige Rolle.
Bestäubung von Blüten durch Bienen
Das Reich der Pflanzen lässt sich in zwei große Gruppen unterteilen: Zu den niederen, blütenlosen Pflanzen gehören zum Beispiel Moose, Algen und Farne. Alle höheren Pflanzen wie Blumen, Bäume und Sträucher gehören zu den Samenpflanzen (Spermatophyten). Sie müssen bestäubt werden, um sich vermehren zu können, das heißt um Samen bilden zu können. Der Großteil unser heimischen Pflanzen ist dabei auf die Arbeit von Insekten angewiesen.
Was ist Bestäubung?
Als Bestäubung bezeichnet man die Übertragung von Pollen (Blütenstaub) auf das weibliche Blütenorgan. Meist besitzen Blüten ein klebriges Fruchtblatt, auf dem der Pollen haften bleibt. Gelangt ein Pollenkorn dorthin, keimt es aus und bildet einen Pollenschlauch, der in das Fruchtblatt hinein wächst und bis zur Eizelle dringt. Dann findet die eigentliche Befruchtung statt.Die Befruchtung führt zur Bildung von Samen, aus denen sich wieder eine neue Pflanze bilden kann. Diese können ganz unterschiedlich aussehen. Häufig bildet sich das Fruchtblatt zur Frucht um, in die die Samen eingebettet sind, und wird zum Beispiel zur Beere (Johannisbeere, aber auch Tomate und Gurke), Steinfrucht (wie die Kirsche oder Pflaume) oder Sammelfrucht (wie Erdbeeren oder Himbeeren).
Es gibt verschiedene Arten der Bestäubung, die sich im Laufe der Evolution entwickelt haben. Pollen können über den Wind zu anderen Blüten gelangen. Einige Blüten bestäuben sich auch selbst, ohne fremde Hilfe. Am häufigsten ist jedoch die Bestäubung durch Insekten. Um diese anzulocken, haben Pflanzen ausgeklügelte Mechanismen entwickelt: Sie bieten nahrhaften Nektar an, für den es sich lohnt, die Blüte zu besuchen. Farbige Blüten und süße Düfte (oder im Falle von Fliegenbestäubung auch Verwesungsgeruch) ziehen die jeweils passenden Insekten an, die zum Teil auf bestimmte Blütenarten spezialisiert sind.
Bestäubung durch Bienen

Im Laufe der Zeit haben sich Blütenpflanzen und die bestäubenden Insekten perfekt aneinander angepasst. Bei der Insektenbestäubung spielen Bienen wie die Honigbiene und die verschiedenen Wildbienenarten eine wichtige Rolle. Bienen sind in ihrem ganzen Verhalten und Körperbau optimal auf die Blütenbestäubung ausgelegt. Dabei ist für die Biene selbst die Bestäubung nur ein zufälliger Nebeneffekt bei der Nahrungssuche, den sich die Pflanzen zunutze machen.
Bienen sammeln Nektar und Pollen, um sich und ihren Nachwuchs zu ernähren. Zum Einsammeln der Pollen, der sich beim Besuch der Blüten im Haarkleid einer Honigbiene verfangen haben, kämmt die Biene mit Pollenbürsten die Haare an ihren hinteren Beinen aus. Dabei wird der Pollen mit Speichel und Nektar vermengt, sodass er klebrig wird und die mit dem Auge deutlich sichtbaren, meist orange-gelben Pollenhöschen bildet (je nach Pollenart können sie manchmal auch bräunlich, rötlich oder bläulich aussehen).
Pflanze und Biene gehen hier eine Symbiose ein, von der beide Seiten profitieren. Die Biene erhält Nahrung und trägt dafür den Pollen von Blüte zu Blüte. Bei der Nahrungsaufnahme lösen sich immer wieder einzelne Pollenkörner und bestäuben die Blüten.
Honigbienen sind leistungsstarke Blütenbestäuber, denn …
Auch Wildbienen spielen eine wichtige Rolle für die Bestäubung von Nutz- und Wildpflanzen. Der Ertrag vieler in der Landwirtschaft angebauter Pflanzen ist höher, wenn mehrere Bienenarten die Blüten aufsuchen (1).
Heimische Bienenarten
Als Wildbienen bezeichnet man alle Bienenarten außer der Honigbiene. Auch die Hummeln gehören zur Familie der echten Bienen (Apidae). Die verschiedenen Wildbienenarten sind für die Bestäubung unserer heimischen Pflanzen ebenfalls von großer Bedeutung. Sie haben sich zum Teil auf bestimmte Pflanzenfamilien, manchmal sogar nur auf einzelne Arten spezialisiert und sind deshalb besonders anfällig für Umweltveränderungen.
Bienenarten, die man im heimischen Garten antrifft:

Honigbienen: Honigbienen (Gattung Apis) sind die einzigen Bienen, die Nektar in großen Mengen sammeln und daraus Honig produzieren. Ein Bienenvolk kann bis zu 100.000 Bienen umfassen, typisch sind Größen von 20.000 bis 40.000. Hierzulande werden in der Imkerei fast ausschließlich bestimmte Unterarten der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera) genutzt.
Honigbienen nutzen gerne sogenannte Massentrachten wie Raps, also in großer Menge vorkommende, nektarreiche Pflanzen, die alle gleichzeitig blühen. Diese Pflanzen fliegt die Honigbiene solange an, bis sie verblüht sind. Man sagt dazu, die Honigbiene ist blütenstet. So kommt es zu den unterschiedlichen Honigsorten.
Wildbienen: Insgesamt leben in Europa über 2000 Bienenarten. Etwa 600 davon kommen im deutschsprachigen Raum vor. 95 Prozent von ihnen leben solitär, das heißt als Einzelgänger. In einem Nest lebt nur ein einzelnes Weibchen, das je nach Art 4 bis 30 Brutzellen baut und die Larven mit Nahrung versorgt, bis sie sich zu Bienen weiterentwickelt haben.
Zu den Wildbienen gehören unter anderem die Mauerbienen (Gattung Osmia), die Sandbienen (Gattung Andrena), die Blattschneiderbienen (Gattung Megachile), die Seidenbienen (Gattung Collettes) und die Maskenbienen (Gattung Hylaeus). Einige Wildbienen bauen gar keine eigenen Nester, sondern legen ihre Eier in fremde Bienennester. Man nennt sie deshalb auch Kuckucksbienen (Gattung Nomada).


Hummeln: Hummeln sind wie die Honigbiene staatenbildend, leben also in Völkern zusammen. Im Vergleich zur Honigbiene sind diese jedoch sehr viel kleiner und umfassen je nach Art nur zwischen 50 und 600 Hummeln. Als Bestäuber spielen sie eine wichtige Rolle, da sie tiefere Temperaturen tolerieren und bereits ausfliegen, wenn es für Bienen noch zu kalt ist.
Von unseren 30 bekannten einheimischen Hummelarten tritt man nur sechs Arten im Garten an. Ist das Hinterteil hell, handelt es sich um die Erd-, Garten- oder Baumhummel. Die Erdhummel hat zwei gelbe Streifen, die Gartenhummel drei. Ein rotbraunes Hinterteil hat die Stein- und die Wiesenhummel während die Ackerhummel dunkelbraun gefärbt ist.
Ökologischer Nutzen von Bienen
Die Bienen haben als Blütenbestäuber eine wichtige Funktion bei der Erhaltung der ökologischen Vielfalt. Sie sorgen dafür, dass Pflanzen sich vermehren und verbreiten können. Zusätzlich bestimmen Bienen aber auch über das Schicksal vieler Tiere. Sie sorgen durch die Bestäubung dafür, dass immer neue Pflanzen entstehen, die Tieren als Nahrung dienen können. Die Bestäubung durch die Biene führt dazu, dass sich Samen oder Früchte ausbilden. Diese dienen ebenfalls einer Vielzahl von Tieren als Nahrung. Ohne die Biene wäre unser empfindliches Ökosystem deshalb massiv beeinträchtigt.Viele Pflanzen können sich auch ungeschlechtlich oder vegetativ vermehren, zum Beispiel über Ausläufer oder Sprossung. Allerdings sind die entstehenden Pflanzen genetisch identisch mit der Mutterpflanze. Wenn sich weibliches und männliches Erbgut bei der geschlechtlichen Vermehrung mischen, entstehen hingegen neue und einzigartige Tochterpflanzen. Das ist für den Fortbestand der Art, die Besiedelung neuer ökologischer Nischen und Anpassung an veränderte Umweltbedingungen unverzichtbar. Darum ist ein Schutz der Bienen nicht nur allein für die verschiedenen Bienenarten, sondern für unsere gesamte Umwelt wichtig.
Wirtschaftlicher Nutzen von Bienen
Ohne Bienen wären Obstbau und moderne Landwirtschaft nicht möglich. 87,5 Prozent aller Blütenpflanzen, inklusive unserer Nutzpflanzen, werden durch Insekten bestäubt (2), der überwiegende Teil davon durch Bienen. Weltweit wurde der ökonomische Nutzen der Biene früher auf einen Wert von 150 Milliarden geschätzt. In der jüngsten Schätzung wurde die Zahl jedoch deutlich nach oben korrigiert. Einer Studie aus dem Jahr 2012 zufolge liegt der geschätzte wirtschaftliche Nutzen der Bienen bei 265 Milliarden Euro pro Jahr (3).Das kommt nicht nur durch Pflanzen zustande, die direkt von der Bestäubung durch Bienen abhängen: Bei vielen Nutzpflanzen verbessert die Bestäubung durch Bienen die Qualität von Früchten und Samen und erhöht den Ertrag. Das Umweltbundesamt stuft die Biene deshalb als das drittwichtigste Nutztier in Deutschland ein, direkt nach Rind und Schwein.Ohne Bienen würden die Pflanzen deutlich weniger Nahrungsmittel liefern (4). Die Produktion von Obst, Gemüse und auch von Futterpflanzen für Nutztiere wäre stark beeinträchtigt (5). Deshalb werden Bienen heute gezielt zu Massentrachten wie Rapsfeldern oder Obstplantagen gebracht. Auch die Honigproduktion ist ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Immerhin konsumiert jeder Deutsche pro Jahr etwa ein Kilogramm Honig. Insgesamt werden in Deutschland fast 80.000 Tonnen Honig im Jahr konsumiert.
Die Bestäubung durch Bienen…
Der Ertrag und die Fruchtqualität erhöht sich durch die Bestäubung von Bienen:
Quellen
(1) Garibaldi LA, et al. Wild pollinators enhance fruit set of crops regardless of honey-bee abundance. 2013 Science. 339, 6127:1608-161.
(2) Ollerton J, et al. How many flowering plants are pollinated by animals? 2011. Oikos, 120: 321-326.
(3) Lautenbach S, et al. Spatial and Temporal Trends of Global Pollination Benefit. 2012. PLoS ONE, 7: e35954.
(4) Kremen C, et al. Pollination and other ecosystem services produced by mobile organisms: a conceptual framework for the effects of land-use change. 2007. Ecology Letters, 10: 299-314.
(5) Spivak M, et al. The Plight of the Bees. 2007. Environmental Science & Technology, 45: 34-38.
(6) NABU Mecklenburg Vorpommern: Unverzichtbare Bestäuber in der Obstblüte: Ohne Bienen wenig Obst – Honigbienen alleine reichen nicht. 2013.
Warum sind Bienen gefährdet?
„Stirbt die Biene, hat der Mensch noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“, soll Albert Einstein gesagt haben. Forscht man etwas nach, findet man heraus, dass das Zitat vielleicht gar nicht wirklich auf ihn zurückgeht und ihm nur nachträglich in den Mund gelegt wurde. Weniger wahr ist es dennoch nicht: Bisher ist nicht absehbar, was für Folgen die Dezimierung der Bienenzahl für die Welternährung, für unsere Wirtschaft, für die Artenvielfalt und das biologische Gleichgewicht hat.
Zahlen und Fakten
In den letzten gut zehn Jahren waren das „Bienensterben“ oder der sogenannte „Völkerkollaps“ (Colony Collapse Disorder, CCD) Gegenstand großer Besorgnis. Seit 2006 wurde über den Tod ganzer Bienenvölker in den USA berichtet, bei denen aus unerklärlichen Gründen die Arbeitsbienen verschwinden. Heute werden aufgrund des Bienensterbens in Nordamerika weniger Bienen gehalten, als in den gesamten letzten 50 Jahren (1). Und das, obwohl der Bedarf für Bestäuber eigentlich immer weiter zunimmt.Das Bienensterben betrifft auch Europa. Zum Beispiel starben 2008 in Baden-Württemberg zehntausende Bienenvölker. Doch nicht nur die Honigbiene ist betroffen. Auch Wildbienen werden immer seltener. Viele Arten sind bereits vom Aussterben bedroht, was bei der Wildbiene häufig auch mit der Zerstörung ihrer Lebensräume und damit ihrer Nistplätze zusammenhängt. Die Ursachen für Bienensterben bei der Honigbiene sind bis heute nicht eindeutig klar. Sicher ist, dass wohl mehrere Faktoren zusammenspielen (2).Forscher gehen davon aus, dass Bienen hauptsächlich durch drei Faktoren gefährdet sind:
Vergiftung der Bienen durch Pflanzenschutzmittel
Zu den Pflanzenschutzmitteln (Pestiziden) gehören zum Beispiel Mittel, die Schadinsekten abtöten (Insektizide) oder Unkraut bekämpfen (Herbizide). Viele Chemikalien wurden über lange Jahre verwendet oder sind zum Teil sogar heute noch in Gebrauch, obwohl sie nachweislich Bestäuber schädigen. Oft töten die Pflanzenschutzmittel Bienen nicht ab, sondern wirken in kleinen Dosen subtil auf die Insekten ein, sodass die Auswirkungen manchmal leider erst nach langjähriger Forschung erkannt werden.
Mögliche Auswirkungen von Pestiziden auf Bienen (3):
Greenpeace warnt davor, dass aktuell noch sieben Pflanzenschutzmittel in Europa großflächig in Gebrauch sind, die Bienen und andere Bestäuber nachweislich schädigen (3): Imidacloprid, Thiamethoxam, Clothianidin, Fipronil, Chlorpyrifos, Cypermethrin und Deltamethrin.Ein wissenschaftlicher Beirat der EU (EASAC), der aus zahlreichen europäischen Experten und Forschungsinstituten besteht, beziffert den durch Pestizide entstehenden Schaden höher als die Gewinne (4). Sie empfahlen in einem Bericht den Einsatz strittiger Stoffe zu verbieten, wenn die Gefahr einer Schädigung des Ökosystems besteht. Industrie und Verbände der Hersteller von Pflanzenschutzmitteln fechten solche Ergebnisse regelmäßig an. Letztendlich entscheiden EU-Kommissionen über ein Verbot – oft viel zu spät, kritisieren Imker und Umweltschützer.
Parasiten und Krankheiten: Varroamilbe und Co.
Es gibt einige Krankheiten, meist durch Viren bedingt, die Bienen befallen können. Auch Parasiten können Bienen schwächen und gefährden. Das größte Problem stellt hier die Varroamilbe (Varroa destructor) dar. Sie verbreitete sich von Asien ausgehend um die ganze Welt, befällt das Bienenvolk und vermehrt sich in der verdeckelten Brut. Dadurch werden die Bienen nicht nur geschwächt, die Milben übertragen zudem auch Krankheiten und verunreinigen die Bienenstöcke mit Bakterien. Werden keine Maßnahmen gegen den Schädling ergriffen, stirbt das befallene Bienenvolk meist innerhalb von drei Jahren (1).
Während hierzulande oft noch die klassische Imkerei betrieben wird, gibt es in den USA sehr häufig eine intensive Massenbienenhaltung. Tausende von Bienenvölkern werden von einer Monokultur zur anderen transportiert, wo sie die Bestäubung übernehmen und anschließend zum nächsten Einsatzort zu fahren. Da diese Art der Imkerei die Tiere stresst und anfälliger macht, werden sie häufig mit Antibiotika behandelt. Eine solche Bienenhaltung kann dazu beitragen, dass Krankheiten und Parasiten sich schneller verbreiten.
Hungrige Bienen: Zunehmender Nahrungsmangel
Bienen brauchen Nahrung, die sich zur richtigen Zeit in erreichbarer Nähe befinden muss. Das wird jedoch heutzutage immer schwerer. Es gibt viele Faktoren, die es für Bienen immer schwieriger machen, ihren Nachwuchs in ausreichender Menge zu ernähren. Imker füttern zwar Zusatznahrung, doch die natürliche Ernährung mit verschiedenen Blütenarten ist wichtig, damit das Immunsystem der Biene unterstützt wird und sie weniger anfällig für Parasiten und Krankheiten ist. Wildbienen sind oft von bestimmten Pflanzenarten oder Pflanzenfamilien abhängig und leiden besonders stark unter der abnehmenden Artenvielfalt.Faktoren, die das Nahrungsangebot für Bienen einschränken:
Quellen
(1) UNEP Emerging Issues: Global Honey Bee Colony Disorder and Other Threats to Insect Pollinators. United Nations Environment Programme. 2010.
(2) Williams GR, et al. Colony Collapse Disorder in context. 2010. BioEssays, 32: 845-846.
(3) Bye bye Biene? Das Bienensterben und die Risiken für die Landwirtschaft in Europa. Report, Greenpeace Research Laboratories/ Universität Exeter. 2013.
(4) Ecosystem services, agriculture and neonicotinoids. EASAC (European Academies Science Advisory Council). 2015. ISBN: 978-3-8047-3437-1
(5) Kremen C, et al. Pollination and other ecosystem services produced by mobile organisms: a conceptual framework for the effects of land-use change. 2007. Ecology Letters, 10: 299-314.
Bienenfreundliche Gartengestaltung und -pflege
Um Bienen zu schützen, sind vielfältige Schutzmaßnahmen nötig. Für die Honigbiene und die Wildbienenarten, die hierzulande die Gärten besuchen, kann aber jeder Einzelne ganz einfach bessere Lebensbedingungen schaffen. Denn mit der richtigen Gartengestaltung lassen sich ganz einfach Nistmöglichkeiten für Wildbienen und ein vielfältiges Nahrungsangebot für Honigbienen, Wildbienen und andere blütenbestäubende Insekten anbieten.
Es hat durchaus großen Einfluss, wenn möglichst viele Gartenbesitzer etwas mehr auf einen bienenfreundlichen Garten achten. Denn immerhin übertrifft die Gesamtfläche aller privaten Gärten die Fläche aller Naturschutzgebiete in Deutschland um etwas das Vierfache.
Wichtig ist besonders, dass von Beginn des Frühjahrs bis in den Herbst hinein ein kontinuierliches Blütenangebot für ausreichend Bienennahrung sorgt. Davon profitiert nicht nur die Biene, auch der Gartenbesitzer hat Vorteile: Die Blütenpracht das ganze Jahr über ist nicht nur nützlich, sondern auch wunderschön. Werden mehr Bienen angelockt, dann fällt auch die Fruchternte reichhaltiger aus.
Tipps zur Gartengestaltung und -pflege
Ein Garten wird nicht nur durch die richtigen nektarreichen Blüten bienenfreundlich. Auch die Gestaltung des Gartens macht einen großen Unterschied.
Tipps zu Pflanzenauswahl und -pflege
Wer sich vorher überlegt, was er im Garten pflanzt, der kann ganz bewusst Bienen anlocken und sie über das Jahr hinweg mit Nahrung versorgen. Bei der Planung einer neuen Bepflanzung und beim Kauf von Gartenpflanzen lässt sich mit einigen einfachen Tipps ein Bienengarten gestalten, der nebenbei euch noch wunderschön aussieht und das ganze Jahr über blüht.
Blüten das ganze Jahr über: In einem Bienengarten sollten von März bis Oktober Blüten zu finden sein. Das lässt sich mit einer Mischung aus Frühblühern mit Sommerblumen und Spätblühern, wie der winterharten Energiepflanze Silphie, erreichen. Wichtig ist hier die Vielfalt. Dabei geht es nicht nur um Blumen und Stauden, auch viele Büsche und Bäume liefern Bienen Nahrung. Im folgenden Kapitel sind konkrete Tipps zu geeigneten Pflanzenarten zu finden.
Einheimische und an den Standort angepasste Pflanzen bevorzugen: Ein ökologisch angelegter Garten sollte die heimische Natur nachbilden. Deshalb sollte einheimischen Pflanzenarten der Vorzug gegenüber exotischen Gewächsen gegeben werden, auch wenn viele Exoten ebenso Nahrung für Bienen bieten. Geschickt ausgewählt bieten einheimische Stauden, Blumen und Sträucher in jeder Jahreszeit nicht nur Pollen und Nektar für Bienen, sondern auch Nistplätze und Verstecke für zahlreiche Tierarten sowie Beeren und Früchte für den Gartenbesitzer.
Auf nektarreiche Blüten achten: Farbenprächtige Züchtungen und Hybriden vieler Pflanzen sehen spektakulär aus, bieten aber in vielen Fällen viel weniger Nektar als ihre ursprüngliche Ausgangsform. Die Wildform ist deshalb für Bienen fast immer die bessere Wahl.
Gefüllte Blüten meiden: Es gibt von vielen Pflanzen eine ganze Reihe von Züchtungen mit üppigen Blüten in allen Farben. Sind die Blüten gefüllt, dann sehen diese zwar optisch oft sehr außergewöhnlich aus, sind für Bienen aber ungeeignet. Die Staubblätter sind oft zu Schaublättern umgebildet oder sie sind für Insekten nicht zugänglich. Auch Nektar produzieren diese Blüten in der Regel nicht. Sie sind also für die Biene völlig nutzlos. Zu den Pflanzenarten, bei denen man gefüllte Blüten findet, gehören unter anderem die Rosen, Pfingstrosen, Chrysanthemen und Dahlien.
Beim Kauf von Pflanzen nicht nur nach Aussehen und Preis gehen: Fast jeder Gartenbesitzer kennt es: Im Bau- oder Gartenmarkt steht eine Pflanze, die man gar nicht richtig kennt. Sie sieht aber ansprechend aus, passt laut der dort angegeben, kurzen Beschreibung ideal zum gewünschten Standort und ist außerdem gerade im Angebot. Soll der Garten jedoch bienenfreundlich sein, sollte man sich jedoch besser vorher überlegen, welche Pflanzen passen, und dann gezielt einkaufen. Auch eine Beratung und Kauf beim Fachmann lohnen sich, vor allem wenn man Pflanzen optimal kombinieren möchte.
Pflanzerde ohne Torf: Torfhaltige Blumenerde sollte nicht verwendet werden. Der Torfabbau ist ökologisch bedenklich. Dabei werden Biotope zerstört, unter anderem auch Lebensräume vieler Wildbienenarten.
Nisthilfen für Wildbienen
Schon Kinder lernen, wie man ein „Bienenhotel“, „Insektenhotel“ und Nisthilfen für Wildbienen baut. Bauanleitungen dafür findet man zuhauf in Zeitschriften, online oder in Bastelbüchern. Naturschutzorganisationen sind jedoch zögerlich bei der Empfehlung von Nisthilfen, denn der Nutzen ist nicht immer so hoch, wie sich Gartenbesitzer das oft erwarten. Der Grund: Viele Wildbienen nisten gar nicht in Löchern, sondern in lehmigen oder sandigen Böden. Nur wenige Arten können angebotene Nisthilfen überhaupt nutzen. Diese gehören in der Regel sowieso zu den eher häufigen Arten, deren Bestand nicht gefährdet ist. Kommerziell erhältliche Nisthilfen sind zudem oft aus ungeeigneten Materialien und bieten gar nicht die optimale Struktur, damit Wildbienen sich dort ansiedeln oder damit die Brut sich darin gut entwickeln kann.
Tipps zu Nisthilfen:
Checkliste: Dos und Don’ts im bienenfreundlichen Garten
Checkliste für die Planung eines bienenfreundlichen Gartens:
„Gartensünden“ im bienenfreundlichen Garten
Bienenweide im Garten schaffen
Wer seinen Garten zu einem Bienengarten machen möchte, in dem es von Frühjahr bis Herbst summt und brummt, muss sich vor allem über die Pflanzenauswahl Gedanken machen. Nicht jede Blüte, die bunt ist und duftet, ist auch für Bienen interessant. Zudem gibt es einige echte Geheimtipps, die zum Beispiel ganz bestimmte Arten selten gewordener Wildbienen anlocken können.
Dabei muss übrigens nicht der ganze Garten für Bienen optimiert sein. Oft reicht es, einige wenige Büsche oder Stauden neu anzupflanzen, die bestimmte Blütezeiten abdecken. So finden Bienen das ganze Jahr über Nahrung, vor allem auch im Spätsommer, wenn andere Nahrungsquellen rar werden. Darum sind in den folgenden Tipps auch die Blühzeiten einiger Pflanzen mit angegeben.
Die richtige Auswahl der bienenfreundlichen Pflanzen zieht nicht nur Bienen an, sie unterstützt auch Obst- und Gemüsepflanzen im Garten. Die Bestäubung durch verschiedene Bienenarten regt sie zur Bildung von mehr und größeren Früchten an.
Bevor man bestehende Pflanzen zugunsten nektarreicherer Alternativen entfernt, sollte man aber beachten, dass in einem Naturgarten auch noch andere Tiere leben als die Bienen. Pflanzen, die Bienen keine Nahrung bieten, können für andere Insekten, Raupen selten gewordener Nachtfalter und Schmetterlinge oder für Vögel dafür sehr wertvoll sein.
Hecken und Sträucher als Bienenweiden
Viele Gärten sind hierzulande teilweise oder ganz von Hecken umgeben. Diese bestehen aus einer größeren Anzahl von einzelnen Büschen und eignen sich somit ideal, um reichlich Nahrung für Bienen zu liefern – wenn die richtige Art ausgewählt wird. Zu bevorzugen sind aus ökologischer Sicht einheimische Heckenpflanzen und Naturhecken mit verschiedenen Sträuchern, die auch Nahrung, Verstecke oder Nistplätze für viele andere Insekten und Vögel bieten.
Bei Hecken bitte immer den Platzbedarf der Büsche und Sträucher berücksichtigen. Die meisten eignen sich nicht für sehr kleine Gärten, da sie stärker in die Breite wachsen. Hainbuche, Liguster oder Weißdorn lassen sich zwar zu einer schmalen Form stutzen, bilden dann aber kaum Blüten. Bei Platzmangel ist es besser, lieber nur an einigen ausgewählten Stellen einzelne Büsche frei wuchern, blühen und Früchte tragen zu lassen.
Diese Sträucher sind gute Bienenweiden:
Weitere geeignete Sträucher:
Berberitze (Berberis vulgaris), Brombeere (Rubus fruticosus), Faulbaum (Rhamnus frangula – Spätblüher!), Kreuzdorn (Rhamnus catharticus), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Schwarze und Rote Johannisbeere (Ribes nigrum, Ribes rubrum), Gemeiner Schneeball oder Wolliger Schneeball (Viburnum opulus, Viburnum lantana – auf ungefüllte Blüten achten!), Liguster (Ligustrum vulgare), Salweide (Salix caprea), Wildapfel und Wildbirne (Malus silvestris, Pyrus pyraster).
Bienenfreundlicher Gemüse- und Kräutergarten
Beim Gemüse lohnt es sich doppelt, an die Biene zu denken. Denn die Auswahl der richtigen Pflanzen in und um die Gemüse- oder Kräuterbeete hilft nicht nur den Bienen, sondern kann auch den Ertrag und die Qualität der Ernte steigern.
Es gibt allerdings viele Kräuter und Gemüsesorten, die vor der Blüte geerntet werden und die man normalerweise nicht blühen lässt. Mit den folgenden Tipps kann man aber ganz einfach auch im Gemüsegarten ein dauerhaftes Nahrungsangebot für Bienen schaffen.
Blühende Gemüsesorten für den Bienengarten:
Weitere Gemüsesorten, die sich als Bienenweide eignen: Spargel, Zuckermais, Artischocke (ist zweijährig und wächst erst im zweiten Jahr auf bis zu zwei Meter Höhe), Brokkoli, Chicorée
Das sollte man beachten: Pflanzen, die man normalerweise vor der Blüte erntet, einfach nur zu einem Teil abernten. Die restlichen bleiben im Beet und dürfen in Ruhe blühen und Bienen anlocken.
So entsteht ein bienenfreundliches Kräuterbeet:
Weitere Kräuter, deren Blüten bei Bienen beliebt sind: Zitronenmelisse, Pfefferminze, Gewürzfenchel, Schnittlauch, Löwenzahn (eignet sich gut für Salat!), Bohnenkraut, Lavendel, Kümmel, Kapuzinerkresse, Ringelblume
Das sollte man beachten: Die meisten Kräuter sollte man zum Verzehr vor der Blüte ernten. Deshalb am besten gleich mehr anpflanzen, sodass man einen Teil vor der Blüte ernten und den Rest zur Blüte kommen lassen kann.
Artenvielfalt in und um Gemüsebeete schaffen:
Zierblumen und Stauden
Blumen und Stauden sorgen für bunte Farbenvielfalt im Garten. Ein durchgängiges Blütenangebot kann man schaffen, indem man eine Mischung aus früh-, mittel- und spätblühenden Arten anpflanzt. Auch hier ist wie immer wichtig: Keine gefüllten Blüten. Für den Naturgarten eignen sich am besten heimische Pflanzen, die gut an die jeweiligen Boden- und Lichtverhältnisse angepasst sind, damit sie robust und widerstandsfähig sind, weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge sind und reichlich Nektar für Bienen und andere Bestäuber liefern.
Die Unterteilung in Früh-, Mittel- und Spätblüher ist nicht immer ganz exakt möglich. Der Blütezeitpunkt hängt von der jeweiligen Art und oft auch vom Aussaatzeitpunkt und Standort ab. Die folgende Aufzählung kann aber als Anhaltspunkt dienen.
Beispiele für bienenfreundliche Frühblüher (Blüten ab Januar und im zeitigen Frühjahr):
Buschwindröschen, Lerchensporn, Leberblümchen, Wildtulpen, Lungenkraut, Blaukissen, Traubenhyazinthe.
Als Unterpflanzung für Bäume und Büsche eignen sich Krokus, Schneeglöckchen, Märzenbecher, Winterling oder Blaustern.
Beispiele für bienenfreundliche Mittelblüher (Blüten im Frühjahr und Sommer):
Garten-Resede, Malve, Kornblume, Sommerazalee, Cosmea (Schmuckkörbchen), Katzenminze, Phacelia (sehr nektarreich), Fetthenne (Sedum, Mauerpfeffer), Beinwell, Kugeldistel, Edeldistel, Roter Sonnehut (Echinacea), Färber-Kamille, Goldgarbe (Gelbe Schafgarbe), Mutterkraut, Sandglöckchen.
Besonders interessant für Hummeln und Wildbienen sind Wildstauden oder einheimische Pflanzen wie Natternkopf, Akelei, Rittersporn oder Schafgarbe.
Beispiele für bienenfreundliche Spätblüher (Blüten bis Oktober oder länger):
Goldrute, Herbstanemone, Sonnenblume, Dahlien (auf ungefüllte Blüten achten!), Tagetes, Herbst-Astern, Ringelblume, Gelber Sonnehut (Rudbeckia), Taubnesseln, Margerite, Römische Kamille.
Auch Efeu blüht spät und bereichert das Nektarangebot im Herbst, er blüht jedoch erst ab einem Alter von acht Jahren.
Bäume
Für Stadtbienen sind Bäume eine wichtige Ergänzung ihres Futterangebotes, da sie große Mengen an Blüten bereitstellen. Bei der Auswahl neuer Gartenbäume sollte deshalb neben der Endgröße und den Ansprüchen an den Standort auch mit bedacht werden, ob der Baum für Honigbienen, Wildbienen und Hummeln Nahrung bereitstellt.
Geeignete Bäume für Bienen
Weitere Bäume, die gute Bienenweiden sind: Kastanie, Weißdorn, Kornelkirsche, Traubenkirsche, Trompetenbaum, Ahorn, Robinie, Eberesche und Linde. Die Linde hat übrigens zu Unrecht einen schlechten Ruf, da es unter Linden im Sommer manchmal zum Massensterben von Hummeln kommt. Die Ursache ist jedoch nicht die Linde, sondern Nahrungsmangel (3).
Kübel und Balkonkästen bepflanzen
Es muss nicht immer der Garten sein. Auch Balkone, Terrassen und Kübel lassen sich ganz einfach in ein Bienenparadies verwandeln. Als Topfpflanze macht sich die Bartblume (Caryopteris) gut. Sie blüht spät und sollte kühl, aber frostfrei überwintert werden.
In Balkonkästen ist eine bunte Mischung aus Küchenkräutern, Blumen und sogar Gemüse oder Obst möglich. Hier eignen sich viele der Sorten, die in den Kapiteln über Gemüse- und Blütenpflanzen bereits genannt sind.
Praxis-Tipp für besonders bienenfreundliche Balkonkästen oder Töpfe:
· Spätblüher-Mischung mit Blüten bis Oktober: Ringelblume, Löwenmäulchen und Kapuzinerkresse.
· Kräuter-Blumen-Kombination: Zitronenmelisse und Thymian mit Polster-Glockenblume oder Tagetes.
· Zum Naschen und Bienenbeobachten: Balkontomate, Erdbeere, Topfaubergine, Topfpaprika oder Chili-Pflanze
· Duftende Kräutertöpfe: Zitronen-Thymian, Echter Lavendel, Salbei und Oregano.
Quellen
(1) NABU Hamburg. Geeignete Wildsträucher für Ihren Garten – Weißdorn statt Mahonie.
(2) Isolde Keil-Vierheilig: Ein gedeckter Tisch für alle – Wie der Gemüsegarten zum Bienenparadies werden kann. ADIZ – Die Biene – Imkerfreund, Ausgabe 3. 2016
(3) Helge May / NABU. Wo kommen all die toten Hummeln her? Sommerliches Sterben unter blühenden Linden.
(4) Heiko Bellmann. Der neue Kosmos Schmetterlingsführer: Schmetterlinge, Raupen und Futterpflanzen. Kosmos 2016
Bildquellen
Honey bee collecting pollen from white flower on meadow in spring season © EnvatoElements/IciakPhotos
Honey bee collecting pollen and drink nectar on small white flowers, natural blurred background, selective focus. © korkiatt – fotolia.com
bee (Apis mellifera) collects pollen © .AGA. – fotolia.com
Wildbiene, Echter Alant, Blüte © M. Schuppich – fotolia.com
Bumblebee collecting pollen © oleghz – fotolia.com